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Sprache & Kommunikation

Late-Talker: Wenn Sprache auf sich warten lässt

Late-Talker: Wenn Sprache auf sich warten lässt

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Was sind eigentlich Late-Talker oder Late Speaker?

Late-Talker sind Kinder, die im Alter von etwa zwei Jahren weniger als 50 Wörter sprechen und/oder keine Wortkombinationen bilden. Fachleute betonen, dass dieser Sprachrückstand nicht ungewöhnlich ist, jedoch bei der Mehrzahl der betroffenen Kinder auf ein erhöhtes Risiko für eine bleibende Sprachentwicklungsstörung hinweist. Während manche Kinder ihre sprachlichen Defizite mit der Zeit ausgleichen, bleibt dies bei vielen eine Herausforderung, die sich auch auf ihre schulische und soziale Entwicklung auswirken kann.

Stellen Sie sich einen sonnigen Nachmittag auf dem Spielplatz vor. Überall sind Kinder, die fröhlich lachen, spielen und erzählen. Da ist Emma, die begeistert von ihrem neuen Kuscheltier berichtet, und Max, der stolz sein Sandburgprojekt erklärt. Inmitten dieser fröhlichen Szenerie sitzt der zweijährige Tim. Er schaut interessiert zu, aber seine Versuche, sich mit den anderen Kindern zu verständigen, bleiben meist bei einem Nicken oder einem Lächeln. Tim gehört zu den sogenannten Late-Talkern.

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Frühzeitig handeln: Die Rolle der Logopädie

Sprachtherapeut:innen und  Logopäd:innen empfehlen, möglichst frühzeitig einzugreifen, um den Entwicklungsweg des Kindes positiv zu beeinflussen. Bereits im Alter von zwei Jahren können Expert*innen feststellen, ob ein Kind Unterstützung benötigt. Dabei wird nicht nur die Anzahl der Wörter bewertet, sondern auch die Fähigkeit, diese zu kombinieren, sowie das Verständnis für Sprache. Eine frühzeitige und gezielte Förderung kann dabei helfen, die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes nachhaltig zu verbessern.

Praxistipps

Eltern und Erzieher*innen spielen eine Schlüsselrolle in der Sprachförderung von Late-Talkern. Hier sind einige erprobte Ansätze:

  1. Gezielte Benennung:
    Richten Sie den Fokus auf Dinge, die das Kind interessieren, und benennen Sie diese klar und konkret. Wenn Tim beispielsweise auf ein Auto zeigt und „Brumm Brumm“ sagt, können Sie antworten: „Ja, das ist ein Auto. Das Auto fährt.“ Dadurch verknüpft das Kind Wörter mit seiner Umwelt und seinen Erlebnissen.

  2. Einfache, klare Sprache:
    Kurze, verständliche Sätze helfen dem Kind, neue Wörter leichter zu verarbeiten. Wiederholen Sie Schlüsselbegriffe und begleiten Sie Ihre Sprache mit Gesten. Zum Beispiel: „Tim, willst du die Flasche?“ – während Sie auf das Fläschchen zeigen.

  3. Lautmalereien und Gesten fördern:
    Nutzen Sie die natürlichen Kommunikationsformen des Kindes, wie Gesten oder Lautmalereien, und verstärken Sie diese. Wenn Tim „Miau“ sagt und auf eine Katze zeigt, können Sie antworten: „Ja, das ist eine Katze. Die Katze macht Miau.“ Dies ermutigt das Kind, sich weiter auszudrücken.

  4. Dialoge führen:
    Selbst wenn das Kind nur wenige Wörter spricht, ist ein dialogischer Austausch wertvoll. Reagieren Sie auf die Äußerungen des Kindes und stellen Sie Fragen, die auf seinem Sprachstand aufbauen. Zum Beispiel: „Willst du den Teddy oder die Ente?“ – und reagieren Sie auf seine Antwort, ob verbal oder durch eine Geste.

  5. Dialogische Buchbetrachtung:
    Beim gemeinsamen Lesen von Büchern sollte das Kind aktiv eingebunden werden. Statt das Buch einfach vorzulesen, können Sie gemeinsam die Bilder betrachten, Fragen stellen und die Geschichte erkunden. Bücher mit interaktiven Elementen wie Klappen oder Schiebeelementen eignen sich besonders gut.

  6. Korrektives Feedback:
    Korrigieren Sie das Kind behutsam, indem Sie seine Äußerungen wertschätzend aufgreifen und richtig wiederholen. Wenn Tim „Nane“ sagt und auf eine Banane zeigt, können Sie antworten: „Ja, eine Banane. Willst du die Banane essen?“

  7. Spiel und Spaß:
    Kinder lernen am besten durch spielerische Aktivitäten. Singen Sie Lieder, spielen Sie Rollenspiele oder machen Sie Fingerspiele – all das fördert die Sprachentwicklung und macht gleichzeitig Spaß.

Eltern frühzeitig einbinden: Gemeinsam Sprachentwicklung fördern

Eltern spielen eine zentrale Rolle in der Förderung der sprachlichen Entwicklung ihres Kindes. Um sie rechtzeitig einzubinden, ist ein frühzeitiger Austausch mit Fachkräften entscheidend. Ein strukturierter Dialog zwischen Eltern, Erzieher:innen und Logopäd:innen kann helfen, Unsicherheiten abzubauen und individuelle Fördermaßnahmen zu entwickeln. Wichtig ist, Eltern nicht nur zu sensibilisieren, sondern ihnen auch alltagstaugliche Strategien an die Hand zu geben. Regelmäßige Elterngespräche, gemeinsame Beobachtungen und konkrete Tipps für zu Hause – etwa durch spielerische Sprachförderung oder bewusstes Benennen von Alltagsgegenständen – können eine wertvolle Unterstützung sein. Zudem sollten Eltern ermutigt werden, sich bei sprachlichen Auffälligkeiten nicht zu scheuen, frühzeitig professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Familie und pädagogischen Fachkräften schafft die besten Voraussetzungen für eine positive Sprachentwicklung von Late-Talkern.

Für Kinder wie Tim ist es entscheidend, dass Eltern und Erzieher*innen frühzeitig Unterstützung bieten, sei es durch logopädische Beratung oder durch gezielte Maßnahmen im Alltag .

Mit Geduld, Achtsamkeit und einer spielerischen Herangehensweise können Late-Talker auf ihrem Weg zur Sprache begleitet werden.

Nicht gehört zu werden ist kein Grund zum Schweigen

Victor Hugo

 

FAQ

Wann fängt ein Late Talker an zu sprechen?
Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden. Bereits im Alter von zwei Jahren können Expert:innen feststellen, ob ein Kind Unterstützung benötigt

Wie verhalten sich Late Talker?
Sie sprechen die ersten Wörter erst im Alter von 18 -  24 Monaten, statt mit 12 – 14 Monaten.

Wie hoch ist der IQ von Late Talkern?
Bisher lässt sich kein verminderter IQ bei Late-Talkern feststellen

Was versteht man unter Late Talker?
Übersetzt heißt es Späte Sprecher. Sie sprechen mit 24 Monaten weniger al 50 Wörter und können keine Zweiwortsätze bilden.

Sind Late Talker hochbegabt?
Sie können Sprache weniger gut verarbeiten, was aber keine Rückschlüsse auf ihre Intelligenz zulässt.

Sind Eltern schuld an Sprach- und Sprechstörungen?
Nein, Eltern haben mit dieser Entwicklungsstörung nichts zu tun.

Kann man eine Sprachentwicklungsstörung aufholen?
Viele Late-Talker haben gute Chancen die Rückstände aufzuholen, wenn ihnen die richtige Förderung oder Therapie ermöglicht wird.

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