Berufsbildungsseminar e.V. Landau

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Berufsrolle & Persönlichkeitsentwicklung

Professionelle Elterngespräche führen in Krippe und Kita

Professionelle Elterngespräche führen in Krippe und Kita

Foto: istockphoto fizkes

„Heute kommt die Schulz und ihr Mann“, flüstert Julia Katharina bei der Teamsitzung ins Ohr und verzieht weinerlich ihr Gesicht „Oh nein, du Arme - herzliches Beileid“ flüstert Katharina zurück. Beide sind Erzieherinnen in der Kinderkrippe Sonnenschein.

Was es damals in Fröbels ersten Kindergärten noch nicht gab, gehört heute ganz selbstverständlich zu jeder Pädagogischen Betreuungseinrichtung dazu und ist fester Bestandteil einer guten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft: Die Elterngespräche.

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen folgenden Gesprächsformen:

  • Das Aufnahmegespräch
  • Das Eingewöhnungsabschlussgespräch
  • Das Entwicklungsgespräch
  • Das Beratungs- oder Konfliktgespräch
  • (Das Tür- und Angelgespräch)

Wenn wir Elterngesprächen planen, handelt es sich hierbei meistens um Entwicklungsgespräche. Dieses findet anders, als die täglichen Tür- und Angelgespräche während der Bring- und Abholsituation, ein- bis maximal zweimal jährlich statt. Viele Einrichtungen verbinden diesen Termin mit dem Geburtstag des Kindes.

Ziele des Entwicklungsgespräches sind der gemeinsame Austausch zwischen der Betreuungseinrichtung und den Eltern des Kindes. In den meisten Fällen führt dieses Gespräch eine pädagogische Fachkraft aus der Gruppe bzw. der/die Bezugserzieher/in des Kindes. In manchen Situationen bietet es sich allerdings an, eine zweite Person der Einrichtung hinzu zuziehen, sofern es die personelle Lage zulässt.

Hierbei liegt der Fokus auf dem aktuellen Zustand des Kindes. Wie geht es dem Kind? Wie hat sich das Kind in der Einrichtung entwickelt, wobei benötigt es noch etwas mehr Unterstützung und was berichten die Eltern über ihr Kind von zu Hause? Mögliche Sorgen und Ängste der Eltern sollten dabei immer ernst genommen werden.

Mögliche Inhalte könnten hierfür folgende sein:

  • Die persönlichen Interessen des Kindes
  • Das Sozialverhalten des Kindes
  • Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung des Kindes
  • Die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik
  • Die Sprachentwicklung des Kindes

Wie gelingt ein Elterngespräch?

Verglichen mit den alltäglichen Tür- und Angelgesprächen, die spontan und unvorbereitet stattfinden, ist hier eine gute Vorbereitung Grundvoraussetzung. Damit dieses gelingt, hier ein kleiner Fahrplan:

Gesprächstermin vereinbaren und Gesprächsanlass nennen
Terminvorschläge hierfür sollten persönlich, per Mail oder Brief vereinbart werden, dabei sollte gleichzeitig auf die personelle Besetzung sowie die Raumbelegung geachtet werden. Damit Eltern sich nicht wundern, warum sie zu einem Gespräch gebeten werden und sich selbst ein paar Gedanken dazu machen können, sollte hier unbedingt der Gesprächsanlass genannt werden.

Beide Elternteile einladen und die Betreuung des Kindes sichern
Grundsätzlich sollte beiden Eltern die Möglichkeit geboten werden, am Gespräch teilzunehmen, unabhängig davon, ob diese zusammen oder getrennt leben. Gleichzeitig muss die Betreuung des Kindes währenddessen gesichert sein. Bestenfalls findet das Gespräch also während der regulären Betreuungszeit statt.

Raumvorbereitung
Um ein ungestörtes Gespräch führen zu können, sollte ein aufgeräumter Raum ohne Störfaktoren zur Verfügung stehen. Vor dem Gespräch bietet es sich an, noch einmal kurz durchzulüften, genügend Sitzgelegenheiten und Getränke bereit zu stellen, sowie Papier und Stifte für mögliche Notizen bereit zu legen. Auch ein Schild für die Türe auf dem „Elterngespräch - Bitte nicht stören!“ steht, kann hilfreich sein. Ein großer Schreibtisch zwischen den Gesprächsparteien erzeugt eine psychologische Barriere und somit Distanz. Ein kleiner runder Besprechungsbereich mit zwei bis vier bequemen Stühlen erzeugt gleich eine ganz andere Atmosphäre.

Gesprächsdauer einplanen
Um später nicht in Zeitnot zu geraten, sollte der zeitliche Rahmen für das Gespräch vorher festgelegt werden, damit beide Parteien stressfrei daran teilnehmen können. Eine Uhr, ein Wecker oder eine Sanduhr können dabei hilfreich sein. Trotz guter Vorbereitung empfiehlt es sich einen zeitlichen Puffer einzubauen um beispielsweise ein darauf folgendes Gespräch pünktlich beginnen zu können.

Mögliche Sprachbarrieren beachten
Sollten die Eltern des Kindes die deutsche Sprache nur teilweise oder vielleicht auch gar nicht verstehen und sprechen können, muss hierfür vorab nach einer Lösung gesucht werden. Schließlich soll es sich hierbei nicht um einseitige Kommunikation handeln. Wenn es keine Kollegin/ keinen Kollegen gibt, welche/r sich als Übersetzer/in der jeweiligen Sprache anbietet, könnten die Eltern jemanden aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis mitbringen, oder ein Dolmetscher wird zu diesem Gespräch hinzugezogen.

Entwicklungsdokumentation als Gesprächsbasis
Um das Gespräch zu veranschaulichen und mit allen wichtigen Informationen starten zu können, bieten sich im Voraus formulierte Notizen, Beobachtungsbögen und das Portfolio des Kindes an. Vor allem an Fotos oder selbst gestalteten Bildern des Kindes aus dem Einrichtungsalltag erfreuen sich Eltern häufig. Diese sorgen für einen lockeren Einstieg, sowie eine entspannte Gesprächsatmosphäre.

Verinnerlichung vor jedem Gespräch
So verschieden wie die Kinder unserer Einrichtung sind, so verschieden sind nicht nur ihre Eltern, sondern auch wir selbst. Klar, dass wir deshalb nicht alle immer einer Meinung sein können und es daher manchmal zu Auffassungsunterschieden oder sogar zu kleineren Konflikten kommen kann. Wichtig ist dabei, dass wir uns folgende Dinge vor jedem Gespräch noch einmal bewusst machen:

  • Alle Eltern sind die Experten für ihre eigenen Kinder und damit die richtigen Ansprechpartner für die Erziehung ihres Kindes. Dabei sollten sie in ihrer Rolle als Mutter/ Vater anerkannt und wertgeschätzt werden.

  • Eine Positive Erwartungshaltung befördert eine gute Stimmung im Gespräch. Die wenigsten Eltern kommen mit dem Vorsatz, Schwierigkeiten zu machen. Wer mit einer negativen Erwartungshaltung in ein Gespräch geht, läuft Gefahr, seinen Fokus unbewusst auf die negativen Aspekte zu lenken. Wer mit positiver Erwartungshaltung ins Gespräch geht, ist offener für andere Blickwinkel.

  • Andere Wertvorstellungen nicht nur ernst zu nehmen sondern sie wirklich verstehen zu wollen, ist ein wichtiger Teil einer professionellen pädagogischen Haltung. Eltern sollten sich, trotz unterschiedlicher Ansichten, in der Einrichtung jederzeit willkommen fühlen. Auch wenn Eltern oft intuitiv handeln, was nicht immer pädagogisch wertvoll ist, muss immer im Hinterkopf bleiben, dass die Eltern doch im Grunde genommen immer nur das Beste für ihr Kind wollen

Trotz guter Vorbereitung können unvorhergesehene Situationen auftreten, die wir im Voraus nicht unbedingt vermeiden können. Mit einer guten Vorbereitung und eine positiven, wertschätzenden Haltung gewappnet, können wir jedoch mit einem entsprechend entspannten Gefühl in Gespräche gehen. Diese positive Einstellung bringt uns automatisch und unbewusst in eine positive Körperhaltung die unser Gesprächspartner intuitiv wahrnimmt – in jedem Fall eine gute Voraussetzung für eine gewinnbringende Kommunikation!

Das größte Problem in der Kommunikation ist, dass wir nicht zuhören,
um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.

Thomas Schäring

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