Inspiration und Information für Erzieherinnen und Erzieher.
Führen & Leiten
Kern-Quadrat, wirksam führen unter Stress
Manchmal nehmen wir Kollegen oder Mitarbeitende als Schwarzmaler war. Sie sehen scheinbar nur das Negative. Möglicherweise befindet sich die Person aber in ihrer eigenen Falle und es gibt eine Qualität, eine Stärke dahinter – Die Achtsamkeit! Im besonders tatkräftigen Teams kann der oder die Achtsame durchaus eine wichtige Rolle spielen, die vor zu unüberlegtem Handeln, und Gefahren schützen kann.
Kita-Kultur und Kernquadrat: In anspruchsvollen Zeiten wirksam führen
„Leonie hat ja die Ruhe weg“, stellt Sabine leicht angesäuert für sich fest, „während ICH mich mit 15 Kindern gleichzeitig abzapple, liest SIE drei Kindern seelenruhig etwas vor. Der scheint das wohl völlig egal, die sieht mich gar nicht. Hauptsache, sie kann ihr Ding machen. Der muss ich wohl mal die Meinung …“ Kommt Ihnen das vertraut vor? Es gibt Spannungen im Team der Kita, weil Aufgaben vermeintlich ungleichgewichtig priorisiert oder Rollen und Zuständigkeiten nicht recht geklärt sind? Gerade in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie sind die Gemüter oft noch schneller erhitzt. Der Stress lässt Situationen deutlich früher eskalieren.
Wenn Emotionen die Regie übernehmen
Unter solchem Druck kann man Situationen und Zusammenhänge kaum noch rational bewerten. Von Stresshormonen dirigiert, öffnet man eher seine emotionalen Schleusen. Was diese Wirkung zusätzlich verstärkt, ist die Tatsache, dass der anstrengende Alltag oft nicht zulässt, dass man die aufkommenden Gefühle situationsbezogen direkt äußert. Es fehlt an Mut, man möchte sich doch eher erst einmal beruhigen und niemanden verletzen – gerade jetzt. Oder man hat wenig Hoffnung, dass sich unter den momentanen Bedingungen überhaupt etwas verändern kann. Das gilt für die pädagogischen Fachkräfte in Kita, Hort und Krippe gleichermaßen wie für ihre Führungskräfte.
Der persönliche Ärger wird erst einmal verinnerlicht. Stattdessen klebt man kleine Märkchen in sein „Warte nur …“-Büchlein. Wenn dies irgendwann voll ist, eskaliert man oft in ganz anderem Zusammenhang oder in einer Form, deren Intensität andere kaum noch nachvollziehen können, besonders diejenigen, die es dann trifft. Was dies mit Führung zu tun hat? Nun, sehr viel.
Führen heißt, aus Schwächen Stärken ableiten
Führungskräfte müssen gute Antennen für solche Stimmungen entwickeln, gerade weil sie oft nicht so offensichtlich sind: Sind die Mitarbeitenden von ihrem Tun bestimmt und mit viel Freude bei der Arbeit oder gibt es unbestimmte Spannungen? Solche latenten Konflikte innerhalb von Teams oder zwischen zwei Kollegen äußern sich in Frust, Nickeligkeiten und Unzufriedenheit.
Mit einer offenen und positiv ausgerichteten Betriebskultur ist es einfacher, Konflikte zu adressieren und zu klären. Die Führungskraft kann dafür selbst die Basis bereiten, indem sie den Konflikt als Lernfeld nimmt: Sie trainiert gezielt, Stärken- und Schwächenmuster bewusster wahrzunehmen – bei sich selbst zuerst, und in der Folge bei den Mitarbeitenden. Je besser sie diese Muster kennt, desto leichter fällt ihr der Umgang damit.
Persönlichkeitsentwicklung als Schlüssel zu guter Führung
Das Kernquadrat des Niederländers Daniel Ofman ist dabei ein geeignetes Instrument. Sein Modell geht auf die Vorstellung von Tugenden nach Platon und Aristoteles zurück. Danach kann die Übertreibung einer Stärke bzw. der Mangel daran kaum Gutes bewirken. Ofman spricht von Kernqualitäten, die einen Menschen positiv prägen. Sie unterscheiden sich von Fertigkeiten, weil sie grundsätzlich in seiner Natur angelegt sind. Das können zum Beispiel Eigenschaften wie Tatkraft, Kreativität, Einfühlungsvermögen, Sorgsamkeit oder auch Humor sein.
Stärken erzeugen jedoch immer auch Schwächen und jede Kernqualität hat eine entsprechende Schattenseite, die Ofman als „Falle“ kennzeichnet. Wer kreativ ist, könnte sich verzetteln. Wer schnell ist, könnte Flüchtigkeitsfehler produzieren. Wer geduldig ist, könnte aus Passivität den Handlungszeitpunkt verpassen.
Der Geduld steht in unserem Beispiel also die Passivität als „Falle“ gegenüber. Ihr kann man nun eine positive „Herausforderung“ gegenüberstellen, die es in der Konfliktbehandlung auszubalancieren gilt. Im Beispiel mit Leonie und Sabine steht der Passivität (die positiv betrachtet auch große Geduld sein kann) mehr Tatkraft positiv gegenüber. Auch die Tatkraft kommt wiederum mit einem Zuviel des Guten daher, von Ofman als „Allergie“ gekennzeichnet. Wir reagieren allergisch-abwehrend auf Verhaltensweisen anderer, was uns zu schaffen macht oder uns provoziert. Hier entstehen meist die Reibungspunkte. In unserem Beispiel steht der Tatkraft das allergische Potenzial der Aufdringlichkeit gegenüber: Leonie könnte Sabines Antreiberverhalten als aufdringlich/aus der Ruhe bringend empfinden.
Über das Kernquadrat-Modell kann die Führungskraft wesentliche Qualitäten bei sich und dem Team besser erkennen. Sie kann Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen reflektieren und überprüfen, wie die Wahrnehmung davon sein könnte. Legt man die Kernqualitäten eines Menschen frei, kann man echte Kompetenzen klarer erkennen und besser würdigen. Man kann Schwächen „bestärken“ und für mehr Verständnis werben.
Auch Teammitglieder können lernen, sich selbst und ihr Verhältnis zueinander besser einzuschätzen. Davon profitiert die gesamte Betriebskultur. Verhaltensweisen lassen sich besser versachlichen und einordnen, wenn die zugrundeliegenden Stärken bzw. auch die Schwächen deutbar sind. Für das Miteinander im Team bedeutet dies, dass man Rollen und Aufgaben zielgerichteter zuweisen und Haltungen klären kann. Mit einem besseren Verständnis wird dann auch klar, warum bestimmte Aufgaben leichter fallen, während andere schwerer von der Hand gehen.
Seminar: Wirksam führen mit dem Kernquadrat
Mit den vier Dimensionen des Kernquadrats beschäftigen wir uns auch im Rahmen eines zweitägigen Seminars Mitte November in Pforzheim-Hohenwart.
Die Inhalte:
• Welche persönlichen Qualitäten habe ich und wo sind meine Lernfelder?
• Welche möglichen Qualitäten verbergen sich bei „schwierigen“ Mitarbeitenden?
• Wie erkenne und nutze ich ungünstige Dynamiken mit Mitarbeitenden?
• Wie entwickle ich mich als Führungspersönlichkeit weiter und vergrößere dadurch meine Handlungsspielräume?
Weitere Termine sind in Planung.
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