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Berufsrolle & Persönlichkeitsentwicklung
Feedbackkultur in der Kita

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Wie offenes Feedback das Team stärkt
Im Kindergarten „Flohzirkus“ brodelt es gewaltig.
"Das ist doch unverschämt! Was glaubt sie, wer sie ist?" Paula ist wütend auf ihre Kollegin Rita. "Ich soll mich nicht an die Regeln gehalten haben? Sie macht doch dauernd ihr eigenes Ding -so rum passt der Schuh nämlich!"
Situationen wie diese zeigen: Feedback kann sich wie ein Angriff anfühlen. Unser Selbstwert wird herausgefordert, obwohl es vielleicht nur eine harmlose Rückmeldung war. Doch eine gelungene Feedbackkultur ist der Schlüssel für jedes Kita-Team, um Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam zu wachsen.
Gerade im sozialen Umfeld, wo wir es mit Menschen zu tun haben, die sich für andere engagieren, fallen offene Rückmeldungen oft schwer, denn es wird nicht selten eine Störung der Harmonie, oder gar ein Gegenangriff vermutet. Und das möchten viele einfach nicht. Der Arbeitsalltag ist schließlich schon stressig genug.
Warum eine offene Feedbackkultur Teams bereichert
Leider wird Feedback nicht selten mit persönlicher Kritik verwechselt, so wie wir manchmal ein starkes Selbstbewusstsein mit Arroganz vertauschen. Vielleicht ja auch weil viele Menschen nicht geübt darin sind, ein Problem von einer Person zu getrennt zu betrachten. Das ist übrigens auch nicht immer leicht. Konstruktives Feedback ist mehr als eine Meinung – es ist eine Chance, sich weiterzuentwickeln und das Team zu stärken. Eine gesunde Feedbackkultur bringt viele Vorteile mit sich.
Regelmäßige Rückmeldungen helfen, Erwartungen zu klären und Konflikte frühzeitig zu erkennen. Wenn Missverständnisse erst gar nicht entstehen, kann das gesamte Team effizienter arbeiten. Eine offene Kommunikation sorgt zudem für Klarheit und Transparenz und trägt zu einer angenehmen, angstfreien Arbeitsatmosphäre bei. Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt, wenn ihre Meinung gehört wird und konstruktive Impulse angenommen werden, was wiederum die Motivation und Zufriedenheit im Team steigert.
Darüber hinaus ist Feedback ein wertvolles Werkzeug, um den Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zu fördern – ein entscheidender Resilienzfaktor. Nur wenn wir wissen, wie unser Verhalten auf andere wirkt, können wir uns weiterentwickeln und Fehlverhalten frühzeitig erkennen. Dies reduziert nicht nur Fehler, sondern ermöglicht auch eine gezielte persönliche und berufliche Entwicklung – die Herausforderung daran: Man muss lernen Feedback zuzulassen.
Der Mut, die eigene Meinung ehrlich zu äußern
Doch nicht jeder nimmt Feedback leicht an, oder tut sich leicht, welches zu geben. Häufig sind wir so sozialisiert, dass wir schwierigen Gesprächen lieber aus dem Weg gehen. Es erfordert Offenheit, Fehlertoleranz und die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren. Ein konstruktiver Umgang mit Rückmeldungen ist ein fortlaufender Prozess, der erlernt und geübt werden kann.
Viele Fachkräfte schweigen aus Angst, jemanden zu verletzen oder als „kritisch“ zu gelten. Und diese angenommene Verletzung des anderen könnte schließlich zu einer eigenen Verletzung führen. Doch wie sollen Kolleg:innen ihr Verhalten ändern, wenn sie nicht wissen, dass es stört? Richtiges Feedback zu geben, bedeutet, die eigene Meinung wertschätzend und lösungsorientiert zu äußern.
Ein entscheidender Faktor ist die Wortwahl. Statt mit "Du hast..." Vorwürfe zu erheben, kann ein "Mir ist aufgefallen, dass..." helfen, eine neutrale Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Feedback sollte immer objektiv statt bewertend sein und sich auf konkrete Beobachtungen beziehen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Ebenso wichtig ist die Lösungsorientierung. Anstatt Fehler zu betonen, sollte Feedback konstruktive Verbesserungsvorschläge enthalten. Der Zeitpunkt und der Kontext sind ebenfalls entscheidend – Rückmeldungen sollten zeitnah und in einer ruhigen, professionellen Umgebung gegeben werden – nicht immer sehr leicht.
Ein Beispiel für konstruktives Feedback könnte lauten:
„Mir ist aufgefallen, dass wir häufig spät starten. Das fühlt sich für mich stressig an. Ich würde mir wünschen, dass wir pünktlich beginnen.“
Die VW-Regel: Hinter jedem Vorwurf steht ein Wunsch
Im Zusammenhang mit Feedback kann auch die VW-Regel hilfreich sein. Manfred Prior, Psychologe und Autor der MiniMax-Interventionen, hat diese Regel ersonnen, die so einfach wie wirkungsvoll ist. V steht für Vorwurf, W für Wunsch - wie man einen Vorwurf in einen Wunsch verwandelt!
Allzu oft verfangen wir uns in Streitigkeiten, weil wir uns immer wieder die gleichen Vorwürfe machen. Vorwürfe sind nie konstruktiv und in der Regel empfinden wir sie eher als Angriff, denn als freundliche Empfehlung.
Allerdings steht hinter jedem Vorwurf auch ein Wunsch. Diesen herauszufinden ist eigentlich nicht sehr schwer, beim Ausformulieren tun sich mache hingegen weniger leicht. Mit ein wenig Übung, kann es aber zur Normalität werden.
mit Vorwürfen tun wir uns einfach schwer und gehen schnell in eine Blockadehaltung. Äußert das Gegenüber aber seinen Wunsch, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass wir diesem nachkommen.
Es fällt uns einfach leichter zu akzeptieren, was sich jemand von uns wünscht, als das was er oder sie uns vorwirft.
Neulich in der Tigergruppe
Aus dem Vorwurf… |
„Jedes Mal lässt Du mich einfach so alleine in der Gruppe – nie redest Du mit mir! Das nervt sowas von!“ |
…wird ein Wunsch |
Wenn wir zu zweit in der Gruppe sind und Du dann gehst, ohne etwas zu sagen, dann trage ich plötzlich Verantwortung für 25 Kinder, weiß nicht wohin Du gehst und wann Du wieder kommst. Ich fühle mich da nicht ernst genommen und das ärgert mich. Bitte lass´ uns künftig immer abstimmen, wer wann und wie lange die Gruppe verlässt! Dann weiß die andere woran sie ist und kann sich darauf einstellen. |
Man könnte den Wunsch natürlich auch als wortwörtlichen Wunsch formulieren: „Ich wünsche mir von Dir, dass Du Dich mit mir absprichst…
Am Ende muss es zur uns und unserer individuellen Sprache passen, sonst klingt es schnell aufgesetzt.
Praxistipp
eine konstruktive Feedbackkultur in der Kita kann durch folgende Maßnahmen gelingen:
- Feedback-Rituale etablieren: Regelmäßige Meetings oder Feedbackrunden einplanen, um Feedback als festen Bestandteil der Teamkultur zu verankern.
- Positive Aspekte hervorheben: Feedback sollte nicht nur Kritik, sondern auch Lob und Anerkennung beinhalten, um eine ausgewogene Feedbackkultur zu schaffen.
- Feedback-Workshops durchführen: Um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder den konstruktiven Umgang mit Rückmeldungen erlernen und sich sicher fühlen.
- Neutralen Raum schaffen: Feedback sollte in einer ruhigen, nicht stressigen Umgebung erfolgen, um Offenheit und Akzeptanz zu fördern.
- Nachhaltigkeit gewährleisten: Gegebenes Feedback sollte dokumentiert und regelmäßig reflektiert werden, um Fortschritte sichtbar zu machen.
Fazit: Feedback als Entwicklungstool nutzen
Eine starke Feedbackkultur ist die Basis für ein erfolgreiches Kita-Team. Sie fördert gegenseitiges Verständnis, verbessert die Zusammenarbeit und stärkt die Resilienz aller Beteiligten. Mit einer offenen und wertschätzenden Haltung kann Feedback zu einem mächtigen Instrument für persönliches Wachstum und bessere Teamarbeit werden.
Und wenn man regelmäßig übt, dann fühlt es sich bald nicht mehr so schlimm an. Denn wie bei allem im Leben macht Übung den Meister – mit der Zeit wird es leichter, Feedback wertfrei zu geben und anzunehmen.
Wichtig ist dabei auch: Nicht zu schnell und zu viel erwarten. Eine Veränderung in der Teamkultur braucht Zeit. Kleine Schritte in die richtige Richtung sind oft nachhaltiger als der große Wurf, der am Ende meistens doch nicht gelingt. Geduld, gegenseitiges Verständnis und eine offene Haltung sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Feedbackkultur.
„Feedback ist das Frühstück der Champions.“
Ken Blanchard
Online-Live-Seminar
Wie sag ich das nur?
So gelingt Feedbackkultur
Im Seminar lernen wir wertschätzend Rückmeldungen zu äußern, Missstände anzusprechen, ohne KollegInnen vor den Kopf zu stoßen, und selbst mit Kritik umzugehen.
- Definition Feedbackkultur
- Feedback geben, Kritik äußern
- Rückmeldungen annehmen
- Organisatorische Rahmenbedingungen schaffen
Seminarzeiten:
10.04.2025
von 09:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 16:00 Uhr
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