Inspiration und Information für Erzieherinnen und Erzieher.
Führen & Leiten
Die Kunst der professionellen Kita-Leitung
Halt geben und Halt finden
Die geborene Führungskraft – es gab sie noch nie und es wird sie auch nie geben. Wer eine wirksame Führungskraft sein will, kann sich nicht alleine auf sein Bauchgefühl verlassen, sondern muss sein Handwerk lernen. Träger bauen leider viel zu oft auf die „Ins-kalte-Wasser-werfen“ Technik. Die Folgen sind vorauszusehen. Mangelndes Wissen führt schnell zur Überforderung. So manche Leitung, die in den Job quasi hineingewürfelt wurde, befindet sich im ständigen Kampf mit sich selbst, um den hohen Anforderungen der Aufgabe gerecht zu werden. Gereizte Stimmung, Resignation oder Autoritäres Führungsverhalten können die Folge davon sein.
Dabei sollte die Leitung, in Zeiten des Fachkräftemangels und der damit einhergehenden wachsenden Unzufriedenheit der Mitarbeitenden, eher eine inspirierende und Halt gebende Rolle einnehmen. Aber woher soll sie die Energie nehmen, wenn sie in Ihrer Aufgabe vielleicht unsicher ist und selbst nach Halt sucht?
Leitungskräften in Kita, Krippe und Hort kommt eine besondere Rolle zu
Leitungskräften in Kita, Krippe und Hort kommt eine besondere Rolle zu. Denn es geht hier nicht um Halbleiter, die die neuesten Bordcomputer der neuesten Autos zum Laufen bringen, sondern um nicht weniger als die gesunde Entwicklung unsere Kinder. Sie brauchen ein geschütztes Umfeld um optimal in Ihrer Entwicklung begleitet zu werden. Genau DAFÜR ist die Leitung hauptverantwortlich und das ist eine sehr große Bürde. Verantwortliche tun daher gut daran, neuen Führungskräften eine vernünftige Aus- oder Weiterbildung anzubieten, zu finanzieren und sie dafür frei zu stellen.
Die Aufgaben einer Kita-Leitung sind mannigfaltig und übersteigen in ihrer Komplexität die vieler Führungskräfte der freien Wirtschaft. Doch leider wird das von verschiedenen Seiten, auch von der Kita-Leitung selbst, oft unterschätzt.
Eine professionelle Führungskraft in einer Betreuungseinrichtung trägt nicht nur die Verantwortung für die pädagogische Qualität, sondern muss auch unmittelbar auf die Bedürfnisse verschiedener Parteien achten. Diese sind:
- Kinder
- Mitarbeitenden (Die Zeitweise gleichzeitig Eltern sind)
- Eltern (Die z.B. bei Elterninitiativen auch gleichzeitig Vorgesetzte sein können)
- Trägerschaft
- Behörden (z.B. Jugendämter)
- Sponsoren, Ehrenamtliche Helfer
- …
Dieser Blogartikel beleuchtet die zentralen Herausforderungen der professionellen Kita-Leitung und bietet nachfolgend erste Lösungsansätze an.
Persönliche Rollenklärung und Vergewisserung der eigenen persönlichen und pädagogischen Ziele
„Wofür bin ich hier, was genau ist meine Rolle? Welche Ziele habe ich für mich und meine Einrichtung?“, sind elementare Fragen, die sich eine Führungskraft stellen sollte. Eine professionelle Kita-Leitung beginnt mit einer klaren Rollenklärung und der Vergewisserung der eigenen persönlichen und pädagogischen Ziele. Es ist wichtig, sich über die eigene Vision für die Kita im Klaren zu sein und diese mit dem Team zu kommunizieren. Eine regelmäßige Reflexion der eigenen Rolle und Ziele trägt zur kontinuierlichen Weiterentwicklung bei.
Ausgestaltung der Kooperation mit dem Träger
Die Kooperation mit dem Träger ist ein wesentlicher Bestandteil der Kita-Leitung. Eine enge Abstimmung mit dem Träger ermöglicht eine effektive Ressourcenplanung, eine klare Kommunikation und die Umsetzung der gemeinsamen Ziele. Regelmäßige Meetings und ein offener Austausch sind entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Eine Kita-Leitung tut gut daran regelmäßige Treffen zu bestehen und Ihren Standpunkt klar und deutlich veranschaulichen. Trägervertreter können den Arbeitsalltag oft nur schwer einschätzen, um zu wissen wann wo und wie eingegriffen werden muss. Daher ist es umso wichtiger, dass die Leitung auf Augenhöhe im Kontakt ist.
Das Wissen um den rechtlichen Kontext ist unerlässlich
Den rechtlichen Kontext muss die Leitung einer Betreuungseinrichtung natürlich auch immer im Blick haben. Dies umfasst unter anderem die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, die Gewährleistung der Kindersicherheit, die Umsetzung von Qualitätsstandards und die Verwaltung von Finanz- und Personalangelegenheiten. Ein fundiertes Wissen über relevante Gesetze und Verordnungen ist unerlässlich. Wie genau ist die Aufsichtsplicht auszulegen? Wann und wie muss das Jugendamt informiert, wenn eine Kindeswohlgefährdung vermutete wird?, sind nur zwei von vielen Fragestellungen, mit denen eine Einrichtungsleitung sicher umgehen können muss. In den Bundesländern gibt es hierfür unterschiedliche Vorgaben und Regelungen, sodass es sinnvoll ist, sich dahingehend regelmäßig weiterzubilden.
Führung des pädagogischen Teams: Eine zentrale Aufgabe
Die Führung des pädagogischen Teams ist sicher eine zentrale Aufgabe der Kita-Leitung. Eine professionelle Führungskraft unterstützt die Mitarbeiter durch klare Kommunikation, regelmäßiges Feedback und individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten. Eine gute Teamkultur, Konfliktmanagement und die Förderung von Eigenverantwortung tragen zur Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter bei.
Aus Zeitgründen, die durchaus nachvollziehbar sind - viele Leitungskräfte sind überhaupt nicht, oder nur zum Teil, vom Kinderdient freigestellt – ist die Gefahr groß, dass wichtige Themen unter gehen. Gerade wenn es um die Teamdynamik, die Teamkultur oder die Bedürfnisse der Mitarbeitenden geht, fehlt oft die Zeit, was sich dauerhaft negativ auf die Arbeitsatmosphäre auswirken kann.
Eine wichtige Stellschraube ist die richtige Priorisierung. Die einfache Unterscheidung zwischen „dringend“ und „wichtig“ nach dem Eisenhower Prinzip kann hier hilfreich sein. Ist jetzt beispielsweise diese eine administrative Aufgabe nur dringend, oder ist sie auch so wichtig, wie das Gespräch mit der Mitarbeiterin, die offensichtlich jetzt gerade ein persönliches Problem hat?
Konzeptionelle Ausrichtung und Steuerung
Die konzeptionelle Ausrichtung der Kita ist eine zentrale Aufgabe der Leitung. Dies umfasst die Entwicklung und Umsetzung eines pädagogischen Konzepts, die Planung von Bildungsangeboten und die Evaluation der pädagogischen Arbeit. Eine Einrichtungsleitung steuert diese Prozesse, um eine hohe Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote sicherzustellen.
Eine Konzeption ist kein starres Gebilde, welches einmalig in Stein gemeißelt wird, sondern muss in regelmäßigen Abständen hinterfragt und ggf. überarbeitet werden. Diese Vorgehensweise birgt viele Vorteile, von denen zwei besonders hervorstechen:
- Neue, und/oder junge Mitarbeitende kommen aktiv in Kontakt mit der Konzeption und der pädagogischen Haltung des Teams. Durch ihre Unbedarftheit und fehlende Betriebsblindheit können sie bei den Konzeptionstagen wertvolle Impulse setzen und neue, frische Sichtweisen ins Team bringen.
- Erfahrene Mitarbeiter werden immer wieder mit den pädagogischen Konzepten konfrontiert, die sie (im besten Fall) vor Jahren selbst festgelegt haben. Das bietet wertvoll Reflexionsmöglichkeiten die zu positiven Veränderungen führen können.
Von daher ist es ratsam die Konzeptionstage wahrzunehmen und alle paar Jahre eine externe und professionelle Begleitung hinzuzunehmen.
Zusammenarbeit mit Eltern/Erziehungsberechtigten
Eine erfolgreiche Kita-Leitung pflegt eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Eine offene und transparente Kommunikation, regelmäßige Elternabende und die Einbindung der Eltern in den Kita-Alltag stärken das Vertrauen und fördern eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das Wohl des Kindes steht dabei immer im Mittelpunkt.
Mitwirkung und Vertretung der Einrichtung
Als Leitung einer Betreuungseinrichtung nimmt man aktiv an Gremien und Netzwerken teil, um die Interessen der Einrichtung zu vertreten und sich mit anderen Fachkräften auszutauschen. Die Mitwirkung in Fachverbänden, lokalen Bildungsnetzwerken und anderen relevanten Institutionen ermöglicht einen fachlichen Austausch, informiert über aktuelle Entwicklungen und fördert die Professionalisierung.
Fazit: Die professionelle Kita-Leitung erfordert ein breites Spektrum an Kompetenzen und Herausforderungen. Von der Rollenklärung über die Kooperation mit dem Träger, die Personalführung, die konzeptionelle Ausrichtung bis hin zur Zusammenarbeit mit Eltern und der Mitwirkung in Gremien . Somit trägt sie zur Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung bei. Eine kontinuierliche Weiterbildung, Reflexion der eigenen Rolle und der Austausch mit anderen Fachkräften sind wichtige Bausteine, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Aus diesem Grund legen immer mehr Bundesländer Rahmenvereinbarungen zur Gestaltung von Leitungsqualifizierungen auf um die Qualität der Leitungsarbeit zu gewährleisten.
Führung ist nicht die Position, die man innehat, sondern die Art und Weise, wie man sich verhält und andere inspiriert.
Catherine Pulsifer
Online-Live-Seminar
Zertifizierte Leitungsqualifizierung nach der Fachkräftevereinbarung
Ziel der Weiterbildung ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung, dem eigenen Handeln, den Zielen und Erfahrungen in Bezug auf die Leitung einer Einrichtung. In 7 Modulen werden die relevanten Führungsthemen vertieft und bearbeitet. Die Teilnehmenden entwickeln einen eigenen Methodenkoffer und werden darin unterstützt, neue Netzwerke zu bilden..
Inhalte:
- Persönliche Rollenklärung und Vergewisserung der eigenen
persönlichen und pädagogischen Ziele - Kooperation mit dem Träger
- Mitarbeiterführung
- Konzeptionelle Ausrichtung sowie deren Steuerung
- Zusammenarbeit mit Eltern/Erziehungsberechtigten
- Mitwirkung und Vertretung der Einrichtung
- Rechtlicher Kontext
Beginn:
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Wir freuen uns über Ihren Kommentar