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Pädagogik & Psychologie
ADHS bei Kindern verstehen: Stärken fördern, Herausforderungen meistern

Foto: Rafael Ben-Ari_Adobe Stock
Kreative Genies mit ADHS: Was Leonardo, Einstein und Mozart vielleicht gemeinsam hatten
Hättest du gedacht, dass Leonardo da Vinci, Albert Einstein oder Mozart ADHS gehabt haben könnten? Natürlich – oder vielleicht auch zu ihrem Glück – gab es damals noch keine Diagnose, aber viele ihrer Eigenschaften – kreative Genialität, Impulsivität und ein scheinbar chaotischer Arbeitsstil – deuten darauf hin. ADHS kann also nicht nur herausfordernd sein, sondern auch echte Stärken mit sich bringen! Denn oft ist es nicht nur das "Chaos", das ADHS ausmacht, sondern ein unkonventionelles, kreatives Denken, das uns zu echten Innovationen führt.
Was ist ADHS bei Kindern? Symptome, Verhalten und Besonderheiten
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Es gibt drei Symptome, die dabei wichtig sind: Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeit. Allerdings sind nicht bei jedem Kind mit ADHS alle drei Bereiche gleich stark sichtbar. Darum unterteilt man die ADHS noch einmal in drei Typen:
Vorwiegend unaufmerksamer Typ: „Verträumt sein“, Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme steht im Vordergrund. Häufig sind Mädchen betroffen. Die Aktivität und Impulsivität richtet sich eher nach innen. Sie können äußerlich ruhig wirken, empfinden aber eine große innere Anspannung und Unruhe.
Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Motorische Unruhe, unüberlegtes und impulsives Handeln oder sprechen stehen im Vordergrund. Die Schwierigkeiten zeigen sich hier sehr offensichtlich.
Mischtyp: Der häufigste Fall: alle Symptome sind phasenweise mehr oder weniger stark ausgeprägt
Bei Menschen mit ADHS unterscheiden sich die neurologischen Abläufe im Gehirn von der Mehrheit der Menschen. Darum haben sie eine andere Wahrnehmung von Reizen, sie sind zum Beispiel schnell reizüberflutet. Sie sind häufig kreativ und gehen neue Wege, was eine große Stärke und Ressource sein kann.
Es ist also keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern eher eine andere Art, die Welt wahrzunehmen und zu verarbeiten. In einer Gesellschaft, die stark auf Normen und Effizienz setzt, kann und ADHS als „Störung“ empfunden werden. Doch die Realität ist, dass Menschen mit ADHS die Welt oft auf eine besonders dynamische und kreative Weise sehen. Ihre Reaktionen, ihre Wahrnehmung von Reizen und ihre Lösungsansätze sind oft nicht der Norm entsprechend – aber genau diese Unterschiede können große Stärken bergen.
Warum ADHS auch ein Geschenk sein kann: Stärken erkennen und fördern
Mit Geduld, Verständnis und der richtigen Förderung kannst du den Kindern helfen, ihre besonderen Fähigkeiten zu entfalten. Und wer weiß – vielleicht sitzt in deiner Kita oder Schulklasse ja der oder die nächste große Erfinder:in, Musiker:in oder Künstler:in? Die Herausforderungen von ADHS können als Chance betrachtet werden, innovative Denkweisen zu fördern und Kinder zu selbstbewussten, kreativen Individuen heranwachsen zu lassen. Indem wir ihre Stärken erkennen und gezielt unterstützen, schaffen wir einen Raum, in dem sie ihre Talente voll entfalten können.
Erfahren Sie, wie ein stabiles Umfeld die mentale Gesundheit von Kindern mit ADHS fördern kann
ADHS in der Kita und Grundschule: So erkennst und begleitest du betroffene Kinder
Als pädagogische Fachkraft wirst du Kinder mitADHS oft als quirlig, unruhig oder unaufmerksam erleben. Aufgaben zu Ende zu bringen? Oft eine Herausforderung! Doch hinter dieser scheinbaren Rastlosigkeit oder auch Verträumtheit steckt oft eine riesige Menge Energie, Kreativität und Begeisterung. Diese Kinder sind wahre Entdecker, die in einem Moment voller Leidenschaft und Neugier mit einem Thema verschmelzen und im nächsten Moment bereits das nächste spannende Abenteuer suchen.
Unterschied zwischen Stress und ADHS: So vermeidest du Verwechslungen im Alltag
Die Symptome von ADHS und Stress können sich sehr ähneln, wie Konzentrationsprobleme, Impulsivität und Unruhe. Kinder mit ADHS sind häufig abgelenkt und überreizt, genauso wie Kinder, die unter Stress stehen. In stressigen Situationen können auch gestresste Kinder ähnliche Verhaltensweisen zeigen, etwa emotionale Überreaktionen oder Konzentrationsschwierigkeiten.
Das bedeutet, dass gestresste Kinder manchmal wie Kinder mit ADHS wirken, obwohl der Ursprung der Symptome unterschiedlich sein kann. Stress durch Überforderung oder zu viele Reize kann die Symptome verstärken. Daher ist es wichtig, zwischen Stress und ADS und ADHS zu unterscheiden und beides angemessen zu behandeln. Stressbewältigung und Entspannung sind genauso wichtig wie die Unterstützung bei ADHS, um den Kindern zu helfen, sich zu beruhigen und ihre Symptome zu managen.
Herausforderungen im Umgang mit Kindern mit ADHS: Warum sie oft besondere Wege brauchen
Ja, es kann anstrengend sein. Kinder mit ADHS vergessen vielleicht ständig ihre Sachen, sind schnell frustriert und reagieren manchmal heftig auf Kleinigkeiten. Sie haben oft Probleme, Regeln einzuhalten – besonders wenn diese ihnen unsinnig erscheinen – und können impulsiv handeln. Je höher die Intelligenz des Kindes, desto schwieriger fällt es ihm, sich an ein starres System anzupassen. Diese Kinder denken nicht in festgelegten Bahnen, und das kann gerade in einem klassischen Rahmen zu Schwierigkeiten führen. Sie sind häufig die Kinder, die neue und unerforschte Wege finden, aber auch die, die die Grenzen und Strukturen des Alltags in Frage stellen.
Im Kita- oder Schulalltag kann das zu Herausforderungen führen – sowohl für die Kinder selbst als auch für ihre Mitmenschen und dich als Fachkraft. Es ist jedoch wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass diese Verhaltensweisen nicht aus Absicht entstehen, sondern Teil einer anderen Denkweise und Wahrnehmung sind. Verständnis und Geduld sind hier die Schlüssel, um den Kindern zu helfen, ihre besonderen Fähigkeiten zu entfalten.
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Stärken von Kindern mit ADHS: Kreativität, Mut und Begeisterung
Doch jetzt kommt die gute Nachricht: ADS und ADHS ist nicht nur Chaos und Stress! Kinder mit ADHS sind oft extrem kreativ, denken in großen Bildern und haben spannende Ideen. Sie sind neugierig, stellen viele Fragen und sind begeisterungsfähig. Viele von ihnen haben eine hohe Sensibilität und eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich intensiv mit ihren Interessen auseinanderzusetzen. Ihre kreativen Lösungen und Ideen können in einer Welt, die oft von Routine und konventionellen Denkweisen geprägt ist, einen frischen Wind bringen.
Ein weiteres Highlight von ADHS-Beschenkten ist ihre Fähigkeit, Herausforderungen mit einer unerschrockenen Energie zu begegnen. Sie sind oft „mutige Entdecker“, die neue Wege wagen, auch wenn diese von der gesellschaftlichen Norm abweichen. Ihre Impulsivität kann sie zu schnellen Entscheidungen führen, was manchmal zu unerwarteten, aber erfolgreichen Ergebnissen führt.
Viele sind soziale und hilfsbereite Teammitglieder, wenn sie richtig abgeholt werden. Sie können ihre Begeisterung und Energie in die Gruppenarbeit einbringen und andere mitreißen. Ein Teammitglied mit ADS und ADHS ist oft die treibende Kraft hinter kreativen Projekten und innovativen Lösungen, besonders wenn sie in einem unterstützenden Umfeld arbeiten, das ihre Impulsivität und Kreativität fördert.
Vertiefen Sie Ihr Wissen über ADHS mit diesem umfassenden Artikel von Quarks.
Praxistipps
ADHS bei Kindern: 5 praktische Alltagstipps für pädagogische Fachkräfte
- Klare Regeln und Strukturen Kinder mit ADHS brauchen eine klare Linie. Wiederkehrende Abläufe, feste Rituale und klare Anweisungen helfen ihnen, sich zu orientieren. Ein strukturierter Tagesablauf schafft Sicherheit und minimiert Unsicherheiten, die zu Ablenkungen führen können.
- Bewegung zulassen Langes Stillsitzen ist für Kinder mit ADHS schwer. Ob großer Bewegungsdrang oder das „Sich-Weg-Träumen“: Wenn möglich, sollten sie sich zwischendurch bewegen können. Auch Musik, Singen und rhythmische Aktivitäten helfen, ihre Energie auf positive Weise zu kanalisieren und die Konzentration zu fördern.
- Positive Verstärkung Lobe das Kind für das, was gut läuft. Statt „Immer vergisst du deine Hausaufgaben!“ lieber: „Heute hast du an deine Hausaufgaben gedacht – super!“ Positive Verstärkung motiviert und stärkt das Selbstbewusstsein.
- Klare Kommunikation Kurze, direkte Sätze sind besser als lange Erklärungen. Visuelle Hilfsmittel wie Bildkarten oder Checklisten können helfen, den Kindern eine zusätzliche Orientierung zu bieten.
- Pausen und Entspannung Reizüberflutung kann denKindern schnell zu viel werden. Kurze Ruhepausen oder Rückzugsorte helfen, neue Energie zu tanken.
FAQ: Häufig gestellte Fragen ADHS bei Kindern
- Was ist der Unterschied zwischen ADS und ADHS?
Streng genommen ist die Bezeichnung ADS nicht mehr aktuell. Heute spricht man nur noch von ADHS und unterteilt dann in drei Typen:
Vorwiegend unaufmerksamer Typ: „Verträumt sein...
Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Motorische Unruhe...
Mischtyp: Der häufigste Fall...
mehr dazu im Artikel weiter vorne.
- Was sind typische Anzeichen von ADHS bei Kindern?
Kinder mit ADHS zeigen häufig Hyperaktivität, Impulsivität und Konzentrationsschwierigkeiten. Sie unterbrechen andere, sind ständig in Bewegung oder wirken „getrieben“.
Kinder mit ADS wirken oft abwesend, haben Schwierigkeiten, Aufgaben zu Ende zu führen, verlieren Dinge und brauchen länger, um sich zu organisieren. Ihre Symptome werden häufig übersehen oder als „Träumerei“ abgetan.
- Wie wird ADHS bei Kindern diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt durch Fachärztinnen und Fachärzte oder spezialisierte Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Sie basiert auf Verhaltensbeobachtungen und standardisierten Kriterien, etwa dem DSM-5 oder ICD-10. Dabei muss das Verhalten über mindestens sechs Monate hinweg in mehreren Lebensbereichen (z. B. Schule, Zuhause) auffällig sein. Die Abgrenzung zwischen ADS und ADHS erfolgt anhand der beobachteten Symptomkonstellation.
- Welche Ursachen hat ADHS?
ADS und ADHS sind keine Erziehungsfehler, sondern neurobiologische Besonderheiten. Genetische Faktoren spielen eine große Rolle, ebenso wie Einflüsse in der frühen Kindheit, wie etwa belastende Umgebungen oder Frühgeburtlichkeit. Auch die Hirnstoffwechselprozesse sind bei betroffenen Kindern messbar verändert, insbesondere im Bereich der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle.
- Wie kann ADHS bei Kindern behandelt werden?
Die Behandlung erfolgt meist multimodal: Dazu gehören Verhaltenstherapie, eventuell medikamentöse Therapie, Eltern- oder Familienberatung sowie schulische Unterstützung. Ziel ist es, die Symptome zu lindern und die sozialen sowie emotionalen Kompetenzen des Kindes zu stärken.
- Was können Eltern tun, um ihr Kind mit ADHS zu unterstützen?
Eltern können durch klare Tagesstrukturen, verständnisvolle Begleitung und positive Verstärkung viel bewirken. Regelmäßiger Austausch mit Schule, Kita oder Therapeut*innen ist ebenso wichtig wie das eigene Wissen über die Diagnose. Vor allem aber gilt: Schauen Sie auf die Stärken Ihres Kindes – ob kreativ, empathisch oder wissbegierig – und fördern Sie diese gezielt
In deiner Schwäche liegt vielleicht deine größte Stärke
Dr. Brigitte Wolter
Thema vertiefen im Online-Live-Seminar?
Chaos im Kopf!
AD(H)S verstehen und damit umgehen
Das Seminar bietet ErzieherInnen umfassende Informationen zum Themenfeld ADS und AD(H)S. Dazu werden verschiedene Diagnosemethoden und Handlungskonzepte vorgestellt. Dadurch haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, zu einer fachlich fundierten Einschätzung des Phänomens AD(H)S zu gelangen
- Was sind mögliche Ursachen, Hintergründe und Erklärungsmodelle für AD(H)S?
- Welche Symptome gibt es, wie erkennt man sie und wie kann man ihnen pädagogisch sinnvoll begegnen?
- Welche Behandlungskonzepte gibt es?
- Wie kann man im Alltag auf diese Kinder mit ihren besonderen Bedürfnissen eingehen?
- Welche Rolle spielen dabei Persönlichkeit und Haltung der Fachkräfte
Seminarzeiten:
Das Seminar besteht aus zwei Terminen:
24.09.2025; von 09:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 16:00 Uhr
25.09.2025; von 09:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 16:00 Uhr
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